Geboren wurde Frank Schaff 1965 in West-Berlin. Im Laufe seiner Karriere wurde er nicht nur als Feststimme von Ethan Hawke und Joseph Fiennes bekannt, sondern zählt auch zu den bedeutendsten Synchronregisseuren unserer Zeit.
Schon als Kind kam Frank Schaff zum Sprechen – er bewarb sich beim SFB (Sender Freies Berlin) und war dort in Kindersendungen zu hören. Mit 15 Jahren wurde er für den Hörspielklassiker „Benjamin Blümchen“ in der Rolle des kleinen Otto besetzt. Nach der Schauspielausbildung bei Erika Dannhoff wurde er ab 1987 regelmäßig auf Synchronhauptrollen besetzt, etwa auf Tom Cruise („Jerry Maguire“), River Phoenix („Die Flucht ins Ungewisse“) oder Matthew Broderick („Ein Yuppie steht im Wald“). Zeitgleich begann er mit dem Schreiben von Dialogbüchern und der Synchronregie.
Als Hauptsprecher von Ethan Hawke ist Frank Schaff in über 50 Produktionen zu hören, vor allem in der „Before“-Trilogie als Autor Jesse sowie in der über zwölf Jahre hinweg gedrehten Kindheitsstudie „Boyhood“ (2014). Darüber hinaus leiht er regelmäßig dem Briten Joseph Fiennes („Shakespeare in Love“, „The Handmaid’s Tale“) – Zuletzt im Actionfilm „The Mother“ (2023) an der Seite von Jennifer Lopez, die von Schaffs Ehefrau Natascha Geisler (u.a. auch Sprecherin von Marion Cotillard) synchronisiert wird. Als Stimme der künstlichen Intelligenz J.A.R.V.I.S. ist Frank Schaff zudem im Marvel-Universum zu hören. Auch als der digitale Assistent von Ironman (Robert Downey Jr.) eine physische Form in Gestalt von Superheld Vision erhält und von Paul Bettany gespielt wird, wird er weiter von Frank Schaff synchronisiert – zum Beispiel in „WandaVision“ (2021).
Viel Vergnügen mit unserem exklusiven Interview mit Synchronregisseur und-Sprecher Frank Schaff:
Ab 1994 Frank Schaff synchronisierte Ethan Hawke das erste Mal im Film „Wolfsblut 2“. Sein Synchronkollege Andreas Fröhlich übernahm ab und zu auch ein paar Rollen von Hawke, z. B. in „Reality Bites“ (1994), „Gattaca“ (1997) und „Club der toten Dichter“ (1989).
Besonders gefallen haben Frank Schaff die Filmreihe „Before Sunrise“ vom britischen Regisseur Richard Linklater, in denen Hawke zusammen mit Julie Delpy die Hauptrolle spielte. Die Trilogie erstreckt sich über fast 30 Jahre – 1995, 2004 und 2013. Der Amerikaner Jesse und die Französin Celine treffen alle 10 Jahre aufeinander und verbringen intensive Tage miteinander.
Ebenfalls hat ihm die Arbeit an Richard Linklaters Film „Boyhood“ gefallen. Der Film wurde über einen Zeitraum von 12 Jahren gedreht und beleuchtet das Erwachsenwerden eines kleinen Jungen. Der Vater wird von Ethan Hawke gespielt. Der Film erhielt den Silbernen Bären auf der Berlinale 2014. Anfangs wollte Linklater den Film „12 Years“ nennen, änderte den Titel allerdings in Boyhood, als er vom Sklavenfilm „12 Years a Slave“ erfuhr.
Ein kaum bekannter, aber für Frank Schaff wichtiger Film von Ethan Hawke ist „Born to be Blue“ (2015). Hawke spielt den bekannten Jazztrompeter Chet Baker, der fast sein Leben lang heroinsüchtig war und nach einem Überfall, in Folge dessen er ein künstliches Gebiss benötigte, wieder mühselig sein Instrument erlernen musste.
„Harry Potter war schon eine Herausforderung“
Über einen Zeitraum von 10 Jahren (2001 bis 2011) begleitete Frank Schaff die Synchronisation der Harry Potter-Filme. Und zwar als Dialogbuchautor und Synchronregisseur aller 8 Potter-Filme. Anfangs leitete er noch Kinder an – diese wurden aber im Laufe der Jahre zu jungen Erwachsenen.
„Es war cool, zu sehen, dass plötzlich aus den einheitlichen H&M Kindern irgendwann so Typen wurden.“
Die Potter-Filme wurden in München synchronisiert. Die Synchro des ersten Films dauerte 6 Wochen. Anfangs war das Arbeiten mit den Kindern ein Problem: irre anstrengend, weil sie unkonzentriert waren und natürlich auch gerne viel Quatsch im Studio machten. Die Arbeit mit den Synchronkindern Gabrielle Pietermann (Hermine), Max Felder (Ron) und Tim Schwarzmaier (Harry Potter 1. Stimme) und Nico Sablik (Harry Potter ab „Der Gefangene von Askaban“) war natürlich eine tolle Arbeit, aber anfangs eben auch sehr anstrengend.
„Hermine hat so überdeutlich gesprochen in den ersten Filmen - die habe ich gehasst“
Einen besonderen Groll hegte Frank Schaff in den ersten Filmen auf Emma Watson, die eine sehr überdeutliche Aussprache hatte und daher besonders schwierig zu synchronisieren war.
Hier ein Beitrag über die Synchro des ersten Harry Potter-Films „Der Stein der Weisen“:
„Wenn du einen Satz hast mit 5 Pausen und er geht über eine halbe Minute und die Mundschlüsse müssen alle passen… das ist eine echte Herausforderung“
Frank Schaff ist seit den 80er Jahren schon als Dialogbuchautor tätig. Dialogbuchautoren passen den deutschen Dialog auf das ausländische Originalbild an. Wie läuft so ein Arbeitsprozess ab?
Zuerst bekommt man die Rohübersetzung – ein Übersetzer hat den Film also vorab schon gesehen und alle Dialoge übersetzt. Im besten Fall hat er seine Arbeit gut gemacht und vernünftig recherchiert und die entsprechenden Fachbegriffe korrekt ins Deutsche übertragen. Die Aufgabe von Dialogbuchautoren wie Frank Schaff ist es dann, diesen Text auf das Bild abzustimmen. Es muss also auf die Lippenbewegungen getextet werden. Die Köpersprache muss mit dem Text übereinstimmen.
„Wenn man lange genug überlegt, kriegt man es hin, das Inhalt und Lippenbewegung zusammenpassen. Muss man sich halt anstrengen.“
Frank Schaff über seine Arbeitsweise in einem TV-Beitrag aus den 90er Jahren:
Mundschlüsse und Labiale müssen stimmen. Vokale wie A und U müssen stimmen. Das ist das Technische. Dann benötigt aber jede Figur auch eine Sprachebene, die ihr entspricht, der Philosophieprofessor hat eine andere Sprachebene als der Bauarbeiter. Ebenso muss der Zeitkontext beachtet werden: die Sprache muss ganz klar eine andere sein, wenn der Film im 18. Jahrhundert spielt und nicht etwa in der Gegenwart. Frank Schaff hat einen sehr hohen Anspruch an seine Dialogbücher. Wenn er – wie es oft der Fall ist in der Synchronbranche – die Regie bei den Projekten übernimmt, kommt er durchaus mal in Zeitschwierigkeiten.
„Ich fummel dann immer an dieser 100 Prozentlösung – also das ist alles nicht wirtschaftlich“
Gerne arbeitet Frank Schaff aber auch mit den Dialogbüchern anderer Autoren. Dann übernimmt er ausschließlich die Synchronregie und kümmert sich um das Casting.
Auch im Casting ist man als Synchronregisseur natürlich eingebunden – gerade, wenn man auch den Text macht, muss man ja auch wissen, wer das Geschriebene gut umsetzen kann, oft läuft es Hand in Hand.
Frank Schaff als Joseph Fiennes in „Shakespeare in Love“ – Szene mit Lutz Mackensy als Geoffrey Rush:
Verändert hat sich viel über die Zeit im Synchron. Schaff arbeitet schließlich schon seit über 40 Jahren in der Branche. Es ist hektischer geworden und alles muss schneller gehen. Mittlerweile ist man durch weltweite gleichgeschaltete Kinostarts gezwungen, mit unfertigem Bildmaterial in der Synchro zu arbeiten. Man hat also geschwärzte Passagen im Bild, sieht nicht den ganzen Film, öfters stehen die Schauspieler auch vor Green-Screens. Die deutsche Synchronarbeit findet also in der Postproduktion des Films statt. Das betrifft laut Schaff nicht nur große Kinofilme, sondern auch immer mehr Fernseh- und Serienproduktionen. Streamingdienste wollen ebenfalls oft weltweit in allen Sprachen gleichzeitig veröffentlichen.
Auch dass kaum noch gemeinsam im Studio aufgenommen wird, sondern meist ge-xt wird, also jeder Sprecher steht einzeln vor dem Mikrofon, bedauert Schaff. Es ist natürlich dem Zeit- und Termindruck geschuldet. Andererseits lässt sich mit Einzelaufnahmen besser arbeiten. Es ist also nicht alles schlechter geworden. Wichtig ist es für Frank Schaff, gute Arbeit zu leisten und überzeugend zu schauspielern. Trauer und Wut lassen sich natürlich in der Sprecherkabine simulieren, aber gute Schauspieler empfinden die Gefühle nach.
„Wenn dann wirklich einer im eigenen Rotz steht, ist es eine ganz andere Geschichte – dann ergreift es einen“
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Ja genau, den Film hat doch der Typ ohne Haare synchronisiert oder war das der Andere? Wenn Sie´s wüssten würden Sie das hier vielleicht gar nicht lesen! Hier bekommen Sie ein Blick hinter die Kulissen, Hintergrundinfos und Synchroninterviews mit bekannten Synchronsprechern und Stimmen.