Helmut Krauss war die Synchronstimme von Marlon Brando, Samuel L. Jackson, Jean Reno, John Goodman, James Earl Jones und vielen mehr. Helmut wurde am 11. Juni 1941 in Augsburg geboren und war Schauspieler, Synchronsprecher, Kabarettist und Synchronregisseur. Vielen ist Helmut Krauss als „Hermann Paschulke“, der Nachbar in Löwenzahn bekannt. Als Synchronsprecher schaffte es Helmut immer wieder Top-Filme mit seiner Synchronarbeit zu perfektionieren, so z.B. in „Pulp Fiction“ als Synchronstimme von Samual L. Jackson oder in „The Big Lebowski“ als Stimme von John Goodman. Am 26. August 2019 verstarb Helmut Krauss mit 78 Jahren in Goslar.
Helmut Krauss absolvierte eine Schauspielausbildung und spielte u.a. am Grips-Theater, am Staatstheater in Hannover, mit Hannelore Kaub im Kabarett „Das Bügelbrett“ und bei Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer". Helmut Krauss lebte die letzten Jahre in seinem alten Fachwerkhaus im Harz. Es war der perfekte Rückzugsort zum Entspannen und zugleich genau im Zentrum von Deutschland gelegen, von wo aus man die großen Synchronstädte der Republik gut und schnell erreichen konnte.
Feststimme diverser Hollywoodschauspieler
Helmut Krauss synchronisierte seit 1959. Seine erste Synchronarbeit war eine Nebenrolle in „Bonanza“. Er ist die Feststimme von Marlon Brando, den er u.a. in der 2. Synchronisation von „Der Pate“ gesprochen hat. Unvergessen ist seine Stimme in John Goodmans Rolle des Walter Sobchak in „The Big Lebowski“ sowie auf James Earl Jones als Admiral James Greer in „Das Kartell“.
Hier das Synchroninterview mit Helmut Krauss:
Pulp Fiction - Helmut Krauss synchronisierte Samuel L. Jackson
In "Pulp Fiction" synchronisierte Helmut Krauss den grandiosen Schauspieler Samuel L. Jackson in der Rolle des Jules Winnfield. Jules ist einn Killer, der durch eine, seiner Meinung nach, göttliche Fügung, nicht von anderen getötet werden kann.
Hey man, Du hast Marvin ins Gesicht geschossen!
Die Besetzungsliste von „Pulp Fiction“ ist nich nur aus heutiger sicht irre. Ok, John Travolta verschlang sicher nicht den Löwenanteil der Produktionskosten, da er zu diesem Zeitpunkt seit Jahren keine guten Aufträge mehr hatte. Aber Bruce Willis, Uma Thurman, Ving Rhames und Steve Buscemi in einem Film, waren schon 1994 eine Hausnummer. Mit dem Gespräch zwischen den beiden skrupellosen und doch faszinierenden Auftragskillern Jules und Vincent Vega ging "Pulp Fiction" in die Hollywoodgeschichte ein. Es handelt sich dabei um eine wahrlich surreale Situation, da die zwei Typen kurz bevor sie fünf College-Kids die Lichter auspusten, über so nebensächliche Dinge wie Fußmassage ausgiebig philosophieren.
"Pulp Fiction hat schon besonders viel Spaß gemacht", sagte helmut Krauss im Media-Paten-Interview.
Helmut Krauss hat für diese Szene noch zusammen mit Thomas Danneberg in einem Raum synchronisiert, was heute so gut wie ausgeschlossen wäre. Denn heute werden fast alle Rollen ge-xt, also einzeln aufgenommen. Damals hingegen konnte noch eine extrem geile Chemie zwischen den Sprechern entstehen, die man vielleicht auch im Film hört und spürt. Helmut Krauss und Thomas Dannerberg schmeißen sich die Sätze zu und harmonieren in Perfektion. Kein Wunder, dass beide Ihre Rollen an einem Tag quasi weggeatmet haben: Wenn's läuft, dann läuft's. Die Synchronfirma war Hermes-Synchron und man muss Andreas Pollak einen großen Dank aussprechen, der das Dialogbuch schrieb und Dialogregie führte.
Hier eine selbstsynchronisierte Szene aus Pulp Fiction mit Helmut Krauss und Thomas Dannerberg:
Der Pate I – Helmut Krauss synchronisierte Marlon Brando
Was soll man über diesen Film schreiben?!?! Ein Klassiker und einer der besten Filme, seitdem Filme produziert werden. „Der Pate“ wurde 2008 neu synchronisiert und einige Schauspieler wurden mit anderen Synchronsprechern besetzt, als im Original von 1971. In der Kinofassung von 1971 wurde Marlon Brando von Gottfried Kramer gesprochen. Gottfried Kramer starb 1994.
Al Pacino wurde, wie in der alten Fassung auch, von Lutz Mackensy synchronisiert und Diane Keaton erneut von Traudel Haas. Die meisten anderen Rollen wurden neu besetzt.
Helmut war natürlich erste Wahl bei der Neubesetzung, da er Marlon Brando oft synchronisiert hat und seiner Stimme Brando am nächsten kommt. Der Film ist stark an das Buch „The Godfather“ von Mario Puzo aus dem Jahr 1969 angelehnt. Der Film unterscheidet sich vom Buch durch ein paar Kürzungen, so wurde die Frau, die von Santino am Anfang des Films sexuell befriedigt wurde, im Buch deutlich mehr bedacht. Operationen von Michael, sowie viele Situationen mit Personen wie z.B. Johnny Fontane wurden im Buch nicht bedacht. Wer das Buch noch nicht gelesen, aber großen Gefallen an den Film gefunden hat, dem sei hier das Buch ans Herz gelegt.
Für all die jungen Leute, die das hier lesen: Unbedingt anschauen! Klar, wenige Effekte, keine schnelle Kameraführung und ein 3-Stunden Epos, aber extrem gute Schauspieler, eine Hammerstory und mit Sicherheit wirst Du es nicht bereuen!
Der Film beginnt im Jahr 1945 mit der Hochzeit von Connie Corleone. Der Don Vito Corleone ist ein mächtiger Mafiaboss in New York, der die Familie mit eigenen Händen aufgebaut hat, nachdem er Anfang des 19. Jahrhunderts nach Amerika eingewandert war. Während im Garten alle die Hochzeit feiern, empfängt er in seinem Arbeitszimmer die Freunde der Familie. Am Tag der Hochzeit seiner Tochter, erfüllt er vielen dieser Freunde Gefallen. Mord, Totschlag, Erpressung, Vergeltung sind normale Familienangelegenheiten und werden innerhalb eines strikten Systems verteilt. Eine berühmte Szene ist die, in der der Filmproduzent „Jack Woltz“ in seinem Bett mit einem abgetrennten Pferdekopf aufwacht. Der Türke macht Don Corleone einige Tage später seine Aufwartung und versucht ihn vom Drogengeschäft zu überzeugen, da die Corleone Familie sehr gute Beziehungen zu Senatoren und der Regierung hat. Don Corleone lehnt ab und wird daraufhin auf offener Strasse angeschossen.
Es folgt ein blutiger Rachfeldzug der von „Sonny“ organisiert wird. Michael Corleone (Al Pacino) wurde bislang nicht in die Geschäfte der Familie integriert und soll irgendwann Senator werden. Alle großen Familien bekämpfen sich und ermorden gegenseitig Leute. Da Don Corleone überlebt hat, muss sich der Türke mit einem der Söhne von Don Corleone treffen, um Frieden zu schließen und sein Ziel doch noch zu erreichen. Zu dem Treffen wird Michael Corleone geschickt, der den Türken und den Polizeichef von New York mit einer versteckten Waffe (war auf dem Klo) erschießt und im Anschluss nach Sizilien flieht.
Showdown. Sonny wird getötet und Don Corleone stirbt an einem Herzinfarkt, daraufhin übernimmt Michael die Geschäfte und nimmt Rache. Er lässt alle Oberhäupter der Familien ermorden und räumt alle Verräter aus dem Weg. Am Ende des Films sieht man Michael Corleone, der sich zum neuen Don entwickelt hat in dem Arbeitszimmer seines Vaters
Hier eine selbstsynchronisierte Szene aus "Der Pate"
The Big Lebowski – Helmut Krauss synchronisierte John Goodman
Jeff Bridges verkörperte 1998 in einem damals kleinen Film der heute weltberühmten Coen-Brüder den Slacker Jeffrey Lebowski. Lebowski will aber lieber "Der Dude“ genannt werden, denn er ist eine ziemlich coole Sau. Seine Alltag besteht aus Rumhängen, Doperauchen und mit seinen Buddies Bowling zu spielen, wenn ers sich nicht gerade einen White Russian anrührt und nebenbei mit seinem Walkman Wallgesängen lauscht. Seinen Bowling-Buddies und Kumpels sind „Walter Sobchak“ (John Goodman) und „Donny Kerabatsos“ (Steve Buscemi). Der Film nimmt durch eine Verwechselung mit einem anderen Lebowski ziemlich fahrt auf. Während der Dude eigentlich nur seinen teppich zurückhaben will, der ihm geklaut wurde, reitet ihn sein Kumpel Walter mit gut gemeinten aber völlig überzogenen Taten immer weiter rein in Unanehmlichkeiten. Der leicht paranoide Vietnam-Veteran Walter ist für die Handlung das chaotische Element, das aus einer Kifferkomödie einen spannenden, kuriosen Kultstreifen machte.
Wir sind hier nicht in Vietnam, wir sind beim Bowling, da gibt es Regeln!
Synchronisiert wurde John Goodman in der Rolle des Walter von Helmut Krauss und das auf unvergleichlich authentische Weise. Die deutsche Fassung insgesamt wurde übrigens von der Interopa Film GmbH erstellt. Das Dialogbuch schrieb Sven Hasper, bevor Torsten Michaelis anschließend Dialogregie führte.
Man weiß einigermaßen, wie Walter tickt, wenn in folgender Szene seine Aussage zu hören ist: "Das hier ist ein Ligaspiel, Smoky.":
Helmut Krauss neben der Synchronarbeit
Helmut war in erster Linie Schauspieler und liebte die Bühne. Er liebte auch die Synchronisation, sie war aber nie seine Hauptbeschäftigung. Solange ich mich erinnern kann, ist er vor allem auf den Bühnen in ganz Deutschland unterwegs gewesen oder er spielte in TV-Produktionen. Späte Projekte waren „Goblin2“, bei dem Helmut wieder mit Regisseur Hordes zusammenarbeitete. Bereits 2009 hatten sie den Film „Der Gründer“ gedreht. Als Gründer spielte Helmut die Rolle des Gerhard Hornbacher, eine Parodie des Medienunternehmers Thomas Hornauer.
Helmut Krauss spielte in vielen Filmen und Serien mit wie. "Tatort", "Berliner Weiße mit Schuss", "Lukas und Sohn", "Der Hausgeist", "Praxis Bülowbogen", "Pastewka". Er war immer unterwegs und spielte auf vielen Theaterbühnen, so z.B. bei den Störtebecker-Festspielen auf Rügen, aber auch in in Bad Segeberg und auf vielen kleinen und großen Theaterbühnen in Berlin, Hamburg und weiteren Städten.
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Ja genau, den Film hat doch der Typ ohne Haare synchronisiert oder war das der Andere? Wenn Sie´s wüssten würden Sie das hier vielleicht gar nicht lesen! Hier bekommen Sie ein Blick hinter die Kulissen, Hintergrundinfos und Synchroninterviews mit bekannten Synchronsprechern und Stimmen.